Tornado
21. Februar 2007 05:45
Hach, waren das noch Zeiten, als man das Volk mit „wollt ihr den totalen Krieg?“ zum kollektiven Jubeln brachte und die Soldaten zum Schießen in den Krieg schickte.
So offen fragt heute niemand mehr und es ist schon fast zum Schießen, wie das „in den Krieg schicken“ heimlich hintenrum und scheibchenweise geschieht.
Hier ein paar Soldaten nach Afrika, um bei den Wahlen für Sicherheit zu sorgen, da ein Kontingent zur Verteidigung der Demokratie nach Afghanistan.
Hier ein paar Schiffe zur Beobachtung von „Waffenschmugglern“, da ein paar Flugzeuge zu „Beobachtung“ von Rebellen.
Während in der Hauptstadt unseres Landes die Politker schon nach einem Denkmal für die im Dienste unseres Vaterlandes gefallenen Soldaten rufen und über dessen Standort streiten, antworten sie gleichzeitig auf die Frage „Sind wir im Krieg“ im Brustton der Überzeugung mit einem entschiedenen „Nein“, denn man müsse ja schließlich „helfen“.
Helfen eine Demokratie aufzubauen (natürlich nach westlichem Vorbild), helfen das Land zu stabilisieren, helfen Militär und Polizei aufzubauen, helfen ethnische Minderheiten zu schützen oder gar bewaffnete Konflikte zu verhindern.
Natürlich immer mit internationalem Mandat und meistens in den Fußstapfen unserer amerikanischen Freude auf der von ihnen vorher verbrannten Erde.
Wie zum Beispiel in Afghanistan!
Auch wenn das so mancher gerne vergessen würde oder schon vergessen hat, denn der Krieg, der Afghanistan zu dem gemacht was es heute ist, ist nun wirklich nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis konkreter politischer und wirtschaftlicher Interessen zweier Großmächte.
Darum ist es doch verwunderlich, wenn sich ein Magazin wie der Spiegel erdreistet die Diskussion um den Einsatz von Tornadoflugzeugen in Afghanistan als „US-Bashing“ zu bezeichnen, denn in Deutschland gehöre es wohl zum guten Ton „die Ursachen für die Probleme in Afghanistan vor allem im Vorgehen der amerikanischen Regierung zu suchen. Den Bundeswehreinsatz präsentierte man gern als Friedensmaßnahme, die Aktivitäten der Amerikaner hingegen als böses Kriegshandwerk. Dieser Blick auf die afghanische Wirklichkeit ist verlogen und politisch schizophren“.
Weiter schreibt der Spiegel, die Debatte um die „Mission“ in Afghanistan sei „von innenpolitischem Selbstbetrug und außenpolitischen Mythen geprägt, denn die Gegner der Bundeswehr in Kabul und die Gegner der US-Armee und der kanadischen Soldaten in Kandahar wären dieselben.“
Das ist genauso richtig wie die Schlussfolgerung, dass „wenn die Taliban im Süden die Amerikaner besiegen sollten, dann kann die Bundeswehr in Kabul ihre Suppenküche einpacken.“
Darum muss die Frage erlaubt sein, warum man immer in blindem Gehorsam beim Zusammenkehren der Scherben einer imperialistischen Außenpolitik der USA mit anpacken will. Ein derartiges Engagement wäre doch sicher von größerem Nutzen BEVOR die USA über das Land herfallen, um es „nach amerikanischen Wirtschaftsinteressen umzugestalten und im Sinne westlicher Demokratien zu befrieden“.
Korea, Vietnam, Argentinien, Chile, Iran, Irak sind nur einige der Länder in denen die Vereinigten Staaten von Amerika mit militärischen oder geheimdienstlichen Aktionen ihre ureigensten wirtschaftspolitischen Interessen vor Ort vertreten haben.
Von den unzähligen Verstößen gegen die Menschenrechte, Entführungen und Folterungen gar nicht zu reden.
Und unseren Politikern sei ins Kriegstagebuch geschrieben, dass wer Windiges absondert und sein Mäntelchen bei jeder Windhose in den Wind hängt, der wird bald Tornado ernten.
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